Die Hufsprechstunde

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Was ist eigentlich ein orthopädischer Hufschmied ?

Viele Hufschmiede schmücken sich gerne damit, orthopädische Beschläge zu machen und sich dadurch von anderen, „normalen“ Hufschmieden zu unterscheiden. So entsteht unter Pferdehaltern der Eindruck, der „orthopädische Hufschmied“ habe ein zusätzliche Qualifikation medizinischer Art gegenüber dem „normalen“ Hufschmied (i.e. dem staatl. geprüften Hufschmied). Die Bezeichnung „orthopädisch“ ist jedoch nicht geschützt und durch keinerlei Zusatzausbildung erworben – sie dient mehr zur Werbung. Vielmehr beinhaltet die Ausbildung zum „staatl. geprüften Hufbeschlagschmied“ als zentralen Inhalt gerade eben orthopädiche Maßnahmen, als da sind:
1) Erkennung von Formabweichungen und Funktionsfehlern im Stütz- und Bewegungsapparat durch Beurteilung der Gliedmaße, Zehe und Hufe und ihrer Wirkung auf die Hufkapsel.
2) Bearbeitung des Hufes und/oder Herstellung von Schuhen / Beschlägen, die diese Abweichungen ausgleichen oder mildern und den physiologischen Bewegungsablauf verbessern.
3) Wesentliche Mittel am Beschlag dazu sind das korrektive Ausschneiden, die Gestaltung des Abrollvorganges durch Zehenrichtung (angeschmiedete Z.; angeschliffene Z.; angebogene Z; gerade geschmiedeter Schuß; zehenoffenes Eisen) sowie im hinteren Teil des Eisens die richtigen Unterstützungsflächen. Ein weiteres Mittel sind Einlagen zur physikalischen Arthrosebehandlung (Stoßdämpfung, auch vorbeugend).

Dagegen sind jene Beschläge, die während einer Behandlung durch den TA unterstützend gefertigt werden (z.B. für Rehe, Durchtrittigkeit, Sehnenprobleme) eher als therapeutische Beschläge zu bezeichnen, die bei akuten Krankheiten unter Federführung von TA oder Klinik angewendet werden.
Jeder Normalbeschlag hat Zehenrichtung und Untrstützungsflächen und ist somit immer – neben seiner einfachen Funktion als Abriebschutz – ein orthopädischer Beschlag; der Hufschmied beim Pferd entspricht in etwa dem Orthopädietechniker beim Menschen ! Es gibt also keinen „orthopädischen Hufschmied“; genausowenig sind die sog. „Huforthopäden“ (nach Biernat) irgendwie ausgebildete Orthopäden, weil sie erstens den Zusammenhang zwischen Stütz- und Bewegungsapparat und seiner Auswirkung auf den Huf leugnen und zweitens gar keine speziellen Schuhe, Einlagen fertigen können und drittens keinerlei handwerkliche oder medizinische Ausbildung haben.
Insgesamt halte ich den Versuch von Hufpflegern verschiedenster Richtung und Hufschmieden, sich mit ungeschützten Begriffen wie „orthopädisch“, „physiologisch“, „heilen“ zu schmücken, für eine Werbemaßnahme, die versucht Kompetenz im tiermedizinischen Sinne zu behaupten, die durch keine dementsprechende Ausbildung gegeben ist.

eingetragen am 19.08.2011, 20:35 Uhr

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